Publikation

Vergewisserungen zur Einheit der Kirche in Zeiten synodaler Wege

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Vergewisserungen zur Einheit der Kirche in Zeiten synodaler Wege

Von Michaela C. Hastetter

Mit großer Sorge, konnte man in diesen Tagen lesen, betrachte Papst em. Benedikt XVI. angesichts des Synodalen Weges die fehlende Einheit im deutschen Episkopat. Dass sich der emeritierte Papst und Bischof von Rom in der Sorge um die Einheit der Bischöfe zu Wort meldet, mag an den hl. Cyprian erinnern, der im 3. Jh. mit seiner Schrift „De unitate ecclesiae“ einen wichtigen Grundstein zum Wesen der Einheit der Kirche legte. Garant der Einheit der Kirche ist für Cyprian die Einheit der Bischöfe, wenn er in seinem Amt als Bischof schreibt: „Diese Einheit müssen wir unerschütterlich festhalten und verteidigen, vor allem wir Bischöfe, die wir in der Kirche den Vorsitz haben, damit wir auch das Bischofsamt selbst als ein einziges und ungeteiltes erweisen.“ (unit. eccl. 5) Für Cyprian ist das Bischofsamt „nur eines“, wie auch die Kirche „nur eine“ (ebd.) ist, was er an Bildern aus der Natur illustriert: dem Baum mit den vielen Zweigen aber nur einem Stamm und einer Wurzel, der Sonne mit den vielen Strahlen, aber nur einem Licht, oder auch der Quelle mit den vielen Bächen, die alle auf den einen Ursprung zurückgehen. Letztlich steht für Cyprian hinter der Einheit der Kirche die eine und ungeteilte Gottheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, deren Einheit sich in der Einheit der Christen widerspiegelt. Im hohepriesterlichen Gebet Jesu, das als sein letztes Vermächtnis gelten darf, wird dieser trinitarische Realismus der Einheit unmissverständlich: „Sie sollen eins sein, wie wir eins sind.“ (Joh 17,22) Nicht nur im lateinischen Westen hat sich in Bezug auf Spaltungstendenzen und -gefahren in der Kirche eine eigene Bildtheologie herausgebildet. Weniger bekannt sind die hymnischen Reflexionen des hl. Ephräm, der mit ganz ähnlichen Konstellationen seiner Zeit in Nisibis/Edessa zu kämpfen hatte. Auch er war mit der Uneinigkeit der Christen konfrontiert, für die er eine eindrückliche Bildrede in Bezug auf die Perser entwickelt. Der Hintergrund dieser Passage in den Hymnen über den Glauben ist geschichtliche Realität. Denn im Jahre 363 wurde Nisibis von den Persern eingenommen, was für den hl. Ephräm bedeutete, nicht nur als Einzelperson, sondern mit der gesamten blühenden theologischen Schule von Nisibis nach Edessa fliehen zu müssen. Nisibis war an das Sassanidenreich gefallen, die Gebäude der theologischen Schule musste den Persern den Platz räumen. Ephräm sah sich einer geeinten Feindeskraft gegenüber, die sich einer von Spaltungstendenzen durchzogenen Christenheit nur allzu leicht bemächtigen konnte. Aus dieser geschichtlichen Erfahrung des Persereinfalls im 4. Jh. in Nisibis dichtet der hl. Ephräm eindrückliche Verse in seinen Hymnen über den Glauben, deren Relecture gerade angesichts eines neuen Auseinanderbrechens der Kirche eine Neubesinnung auf die kostbare Einheit der Kirche nahelegt:

Wir sind gespalten durch den Disput; * sie sind einmütig im Kampf.
Wir sind gespalten durch die Forschung; * sie sind einmütig auf (unsre) Plünderung (bedacht).
Wir sind ungehorsam gegen den Sohn (Gottes); * sie gehorchen ihrem Oberhaupt.
Wir verachten das Gesetz; * dort gilt es in voller Schärfe.
Hier sind die Ordnungen zerstört; * dort (gelten sie als) heilig. […] Wir sind gespalten, einer (steht) gegen den anderen; sie gehorchen alle einem König. (Hym de fid. VI, 391-405)